Weinbau

Der Weinbau hat in Steeg schon lange Tradition und erreichte im frühen Mittelalter seine erste Blüte. Steeger Wein wird auf der ganzen Welt getrunken und die Weinbergslagen wie „Lennenborn“, „St. Jost“, „Wolfshöhle“, „Hambusch“ oder„Schloss Stahlberg“ versprechen einen Hochgenuss vor allem an Rieslingweinen.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche der Betriebe unterteilte sich 1723 in 58,1 ha Weinberge, 3,31 ha Acker- und 28,55 ha Wiesenland. Damit besaß jeder der damals 75 Winzerbetriebe durchschnittlich 0,77 ha Rebfläche, nur 0,04 ha Ackerland, dafür aber immerhin 0,38 ha Wiesenland; dazu kamen noch die nicht gezählten Wustparzellen -ausgehauene Weinberge, die als Brache der Bodenerholung dienten-, auf denen aber in dieser Zeit Getreide oder Gemüse angebaut wurde.

Um 1786 wurden beispielsweise in Steeg etwa 166 pfälzische Morgen Weinberge bebaut, von denen zirka 25 Morgenals adlige und 33 Morgen als kirchliche Ländereien galten, so dass etwa 108 Morgen im Eigenbesitz der einheimischen Winzer waren.

Die Erklärung für diese Bodennutzung ist darin zu suchen, dass die Weinberge in regelmäßigen Abständen gedüngtwerden mussten, da sonst die Erträge zurückgingen. Zur Bodenverbesserung war man auf den Kuhdung angewiesen.

Es wird berichtet, dass der Winzer im ausgehenden 17. Jahrhundert nur „das zum Weingartsbau haltende gemeine Viehe“, das „der Dung halber mit großen Kosten in den Tälern gehalten wird“, besitze. Diese Situation, die auch noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand, bestätigt ein Vermerk des Johann Luppert Heydrich, der 1808 in seinem Hausbuch notierte, dass ihm der Hofmann Henrich vom Dorweiler Hof mit seinen Spannochsen 2 Simmer (Simmer=altes Hohlmaß, je nach Bundesland zw. 22 und 32 Litern) Saat an „Grumbeeren“ gesetzt, ferner einen Acker „auf Ödensayen“ dreimal geackert, ein Rapsfeld geackert und mehrere Mistfuhren von Perscheid aus für ihn getätigt habe.
Zudem gab es nur wenige Fahrwege, die mit Fuhrwerk und Wagen befahren werden konnten.

Den im Weinbau Beschäftigten stand täglich eine festgesetzte Menge Wein zu.
Die Löhne stiegen im Verlauf der Jahre, und es bildeten sich feste Tarife, die für jede Arbeit (mit wenigen Ausnahmen) gleichermaßen gezahlt wurden.
1913 betrug der Tagelohn 2,50 Mark1918 lag er bei 5,50 Mark und im Jahr 1919 bei 7 Mark.

Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts war in allen Viertälerorten die Zunft der Weinschröter vertreten. Sie besorgten nach dem Verkauf der Weine mit Schrotleiter, Winde und Schrotseil den Transport der Fässer aus den Kellern auf die bereitstehenden Fahrzeuge.

Im März 1863 wurde der „Steeger Winzerverein“ (heute Vereinigung Bacharacher und Steeger Weingüter 1863 e.V.) gegründet mit dem Ziel, den bedrängten Winzern in allen Fragen des Weinbaus und der Landwirtschaft mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen. Im Verlaufe der Jahre wurde in vielen Vorträgen – auch praktischen – neues Wissen über Weinbautechnik, Rebbehandlung und Schädlingsbekämpfung vermittelt. Die im Jahr 1932 begonnenen Weinversteigerungen sind zumEnde des 20.Jahrhunderts in die heute noch jährlich stattfindende Mittelrheinweinmesse übergegangen.
Im Jahr 1929 wurde die Steeger Winzergenossenschaft gegründet. Dies geschah aus der Not heraus, denn die Ernte war bei vielen aufgrund starker Maifröste geringwertig, so dass die größeren Weingüter auf den Ankauf verzichteten. Kurz vor dem Herbst erfolgte dann die Gründung der Genossenschaft. 1930 zählte sie 30 Mitglieder, die 18,5 ha Weinberge bewirtschafteten.
Die Genossen versuchten schon bald mit staatlicher Hilfe eigene Keller zu errichten, jedoch der amtierende Amtsbürgermeister hatte Bedenken, dass die Mitglieder den Genossenschaftsanteil von 15 000 Mark wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage nicht finanzieren könnten.

Erst 1959 entstand in Nauheim (Gemarkung am Anfang von Steeg von Bacharach aus gesehen) ein moderner Keller.
Um der starken Konkurrenz anderer Anbieter begegnen zu können, fusionierten die Winzergenossenschaften des Viertälergebiets 1987 zum „Winzerverein Loreley“ mit Sitz in Bacharach.

Weinbaubetriebe in Steeg

 

 

bis 1959 bis 1969 bis 1979 bis 1989 2012
Gesamtzahl 137 103 87 73 14
davon Vollerwerb 91 28 15 12 2
davon Nebenerwerb 46 75 72 61 12
           

Trotz der durchgeführten Flurbereinigungen konnten die weit vom Ort entfernt liegenden Flächen kaum mehr gewinnbringend betrieben werden. Beim Weinbau wurden wegen der Absatzschwierigkeiten und des geringen Preisniveaus bisher etwa 35 Prozent Weinbergsland wieder aufgelassen.

Die noch 14 aktiven Winzer haben im Jahr 2011 eine Gesamtrebfläche von 25 ha bewirtschaftet.